Devisenkassamarkt – Teil 1: Die Struktur des Devisenmarktes

Der Devisenkassamarkt ist seit jeher ein dezentralisiertes, globales Netzwerk aus Käufern und Verkäufern. Folglich gibt es keine physische, zentrale Börse, die als übergeordnete Clearingstelle fungiert. Dies ist anders als beispielsweise bei Aktien oder Futures, die über Börsen wie die London Stock Exchange oder die Chicago Mercantile Exchange gehandelt werden.

Der Direkthandel

Der Handel mit Währungen erfolgt im Modus OTC (over-the-counter). Käufer und Verkäufer von Währungen aus der ganzen Welt schließen einen verbindlichen Vertrag miteinander, nachdem sie sich auf einen Preis geeinigt haben – der Vorgang läuft nicht über eine Börse. Dieser Aspekt des Devisenkassahandels unterscheidet sich vom Devisenterminhandel, der über eine Börse abgewickelt wird. Die Devisenhändler handeln direkt miteinander oder mit Hilfe von Brokern über Telefon- und Internetverbindungen.

Ein zentral abgewickelter Devisenmarktplatz

Anfang 2007 starteten die Chicago Mercantile Exchange (CME) und Reuters den weltweit ersten zentral abgewickelten, globalen Devisenmarktplatz namens FXMarketSpace.

Eine derartige zentrale Börse hat mehrere Vorteile, darunter zum Beispiel:

  • das Gegenparteirisiko bei Geschäften wird verringert
  • die Anonymität des Handels, die vor allem bei großen Akteuren sehr begehrt ist, kann gewährleistet werden

In diesem zentral abgewickelten System fungiert die CME als Gegenpartei und garantiert für Käufer und Verkäufer die Erfüllung sämtlicher Verträge. Leider ist FXMarketSpace eine institutionelle Handelsplattform und steht Privatanlegern nicht zu Verfügung. Laut der Website www.fxmarketspace.com müssen Marktteilnehmer die Definition der FSA (Financial Services Authority mit Sitz im Vereinigten Königreich) für eine „Markt-Gegenpartei“ erfüllen. Einzelpersonen müssen erfahrene Anleger sein, die in der Regel über ein Nettovermögen von mehr als 20 Millionen Dollar verfügen sollten. Da eine zentrale Börse für Deviseneinzelhändler immer noch keine Realität ist, werde ich mich in diesem Kapitel auf die OTC-Struktur des Devisenmarktes konzentrieren.

Hierarchie der Marktteilnehmer

Der außerbörsliche Charakter des Devisenmarktes hat zur Folge, dass Devisentransaktionen nicht an einem einzigen Ort zusammenlaufen, sondern auf der ganzen Welt durchgeführt werden. Die Akteure auf dem Devisenmarkt reichen von denjenigen, die täglich mit Milliarden von Dollar handeln, bis hin zu solchen, die nur mit Zehntausenden von Dollar handeln.

Der Zugang eines Akteurs zum Devisenmarkt hängt von der Anzahl an Transaktionen mit großen Geldbeträgen ab. Die großen Banken der Welt sind die wichtigsten Marktteilnehmer und bilden den exklusiven Club, in dem die meisten Handelsaktivitäten stattfinden. Dieser Club ist als Interbankenmarkt bekannt. Je mehr Geld Sie haben oder je mehr Sie über einen Kredit bekommen können, desto eher haben Sie Zugang zu diesem Club der großen Jungs.

Am Ende der Hierarchie stehen kleinere Banken, große multinationale Unternehmen, Hedgefonds und andere institutionelle Anleger oder Spekulanten sowie Devisenmakler für Privatkunden. Diese Großspekulanten können Devisengeschäfte auch direkt auf dem Interbankenmarkt tätigen, wenn sie mit großen Beträgen handeln und über Bonität bei den Großbanken verfügen.

Die nächste Gruppe sind die unabhängigen Einzelhändler, die am unteren Ende der Marktstruktur angesiedelt sind. Diese Einzelhändler handeln hauptsächlich über Forex-Broker, da sie im Allgemeinen mit viel kleineren Losgrößen jonglieren. Die Zentralbanken der Länder sind ebenfalls Marktteilnehmer, auch wenn sie nicht immer am Markt beteiligt sind.

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