Eine Senkung der Zinsen erhöht den Anreiz, Geld auszugeben, aber auch, es zu investieren, in der Hoffnung, eine höhere Rendite als die des aktuellen Zinssatzes zu erzielen. Umgekehrt erhöht ein höherer Zinssatz den Anreiz, Geld auf der Bank zu halten, anstatt es zu investieren.
Ein zweiter starker Effekt kommt hinzu: Viele professionelle Investoren verwenden Discounted-Cashflow-Berechnungen (DCF) als Methode zur Bewertung von Aktien und Anleihen. Bei diesen Berechnungen erhöhen niedrigere Zinssätze den Wert von Aktien und Anleihen (und umgekehrt).
Daher spielen die Zinssätze eine große Rolle bei der Beeinflussung der Aktienmärkte. In Zeiten, in denen die Zinsen niedrig sind, können Sie einen größeren Geldfluss in den Aktienmarkt erwarten und umgekehrt.
Führen niedrige Zinsen zu einer Abwertung der Währung, ist dies nachteilig für die Aktien von Unternehmen, die auf Importe angewiesen sind.
Für exportierende Unternehmen ist eine schwächere Währung hingegen von Vorteil, da ihre Waren für ausländische Verbraucher billiger werden.
Da die Zentralbank die Geldmenge vor allem durch den Ankauf von Anleihen erhöht, führt dieser Nachfrageschub nach Anleihen dazu, dass Anleihen im Wert steigen. Dies senkt in der Folge deren Rendite und macht den Anleihenmarkt somit für Investoren weniger attraktiv.
Die quantitative Lockerung kommt also nicht nur dem Aktienmarkt aufgrund des erhöhten Kapitalumlaufs zugute, sondern macht gleichzeitig auch den Anleihenmarkt unattraktiver.
Ein Anstieg des verfügbaren Einkommens und der Staatsausgaben kommt den Aktienmärkten zugute, da mehr Geld in der Wirtschaft den Kauf von Waren und Dienstleistungen börsennotierter Unternehmen anregt.
Um die Ausgaben zu erhöhen und gleichzeitig die Einnahmen durch niedrigere Steuern zu senken, muss die Regierung jedoch Mittel aufnehmen und sich durch den Verkauf von Anleihen verschulden.
Dieser Anstieg der Staatsanleihen führt zu niedrigeren Anleihekursen und folglich zu höheren Renditen, wodurch Anleihen für Investoren attraktiver werden. Dieses erhöhte Interesse an Anleihen kann sich nachteilig auf Aktien auswirken.
Wenn der fiskalische Stimulus der Regierung die Form von direkten Ausgaben annimmt, wie z. B. Bauvorhaben, neue Infrastruktur oder Energiesubventionen, kann dies eine sehr direkte Auswirkung auf die Aktienkurse von Unternehmen haben, die Teil der entsprechenden Branche sind.
Angesichts dessen, was wir jetzt über Konjunkturpakete und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte wissen, stellt sich folgende Frage: Wie können wir dies auf das kürzlich verabschiedete US-Konjunkturprogramm anwenden?
Das vorgeschlagene Paket hat einen Wert von rund 1,9 Billionen Dollar und wird größtenteils in Form von Konjunkturschecks für US-Bürger, aber auch in Form von Geld für kleine Unternehmen, Steuergutschriften und anderen Vergünstigungen erfolgen.
Bei einem Anstieg der Geldmenge in dieser Größenordnung würde man erwarten, dass der US-Dollar gegenüber anderen wichtigen Währungen schwächer wird, ein Muster, dem er seit dem Ausbruch der Pandemie gefolgt ist. Bei keinem anderen Währungspaar war dies so ausgeprägt wie beim EURUSD, sodass wir im Jahr 2021 sogar weitere Gewinne des Euro gegenüber dem US-Dollar sehen könnten.
Ein Rückgang des US-Dollars kommt jedoch den US-Exporten zugute, die für ausländische Verbraucher relativ billiger werden. Die Aktien von exportierenden Unternehmen dürften daher von einem schwächeren US-Dollar profitieren.
Ein Unternehmen, das vom Konjunkturpaket und einem schwächeren US-Dollar profitieren könnte, ist der Technologieriese Apple, der zu den größten Exportunternehmen der USA gehört und rund 60 Prozent seines Umsatzes im Ausland erzielt.
Ein schwächerer US-Dollar kann auch dem Rohstoffmarkt zugutekommen, der größtenteils in US-Währung gepreist wird. Rohstoffe, die in US-Dollar gepreist sind, werden für ausländische Verbraucher billiger, was zu einem Anstieg der Nachfrage führen könnte.
Kupfer wird bereits auf einem Neun-Jahres-Hoch gehandelt: eine Widerspiegelung der optimistischen Annahme, die Volkswirtschaften könnten sich bald von den jüngsten Einbrüchen erholen. Kupfer könnte ein Rohstoff sein, der weiter von einem schwächeren US-Dollar profitieren wird.
Sie sollten nun besser verstehen, was ein Konjunkturprogramm ist, wie es durchgeführt wird, sowohl von den Zentralbanken als auch von den Regierungen, und wie es die Finanzmärkte und folglich Ihren Handel und Ihre Investitionen beeinflussen kann.
Auch wenn die genauen Auswirkungen des jüngsten Konjunkturprogramms der USA erst nach seinem Inkrafttreten feststehen werden, können Sie sicher sein, dass die Unsicherheit und damit die Volatilität am Aktienmarkt im Vorfeld des Pakets zunehmen wird.
Erhöhte Volatilität geht mit einem ebenso erhöhten Risiko einher, bietet aber auch Chancen für Händler, die versuchen, sowohl von steigenden als auch von fallenden Märkten zu profitieren. Wenn Sie jemand sind, der mit volatilen Märkten handelt, denken Sie immer daran, ein gutes Risikomanagement zu implementieren.
